Kitas in Schramberg: Lage hat sich etwas entspannt
Kindergartenbedarfsplan im Verwaltungsausschuss

Die Zahl der Kinder im Kindergartenalter ist seit einigen Jahren recht stabil. Darauf hat die zuständige Abteilungsleiterin Kerstin Flaig kürzlich im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hingewiesen. Da gleichzeitig die Zahl der Kitaplätze zugenommen hat, hat sich der Druck etwas verringert.
Schramberg. Im letzten Jahr sei der W-Ki Betriebskindergarten in Waldmössingen hinzugekommen, in diesem Frühjahr der neue Don-Bosco Kindergarten in der Talstadt. Ab Herbst werde die alte Kirchplatzschule als Kindertagesstätte in Betrieb gehen. Derzeit seien pro Jahrgang etwas unter 200 Kinder im Kindergartenalter. „Wir schauen, ob dieser Trend anhält“, so Flaig.
Mehr als 1000 Plätze
55 Gruppen in 17 Einrichtungen böten 905 Kindergartenplätze und 135 Krippenplätze. Mit 22 Gruppen bieten die katholischen Kindergärten die meisten Gruppen an, gefolgt von den Städtischen mit 20 Plätzen. Neun Gruppen haben die evangelischen Kindergärten und drei Gruppen bietet die „Stiftung Lernen Fördern Arbeiten“ (LFA) in Waldmössingen.

Die Versorgungsquote bei U 3 liege bei gut 42 Prozent ohne die Kindertagespflege. Nimmt man die hinzu, seien fast 52 Prozent der Kinder im Krippenalter versorgt. Im Kindergartenalter, also ab drei Jahren, beträgt die Versorgungsquote gar 106 Prozent. „Wir können damit den Rechtanspruch erfüllen“, so Flaig. Das sei „sehr erfreulich“.
Allerdings ist die Verteilung nicht in allen Stadtbezirken gleich. In der Talstadt liege man mit „knapp 83 Prozent deutlich unter dem Zielwert“, schreibt Flaig in ihrer Vorlage. Angebotene Plätze in anderen Stadteilen lehnten viele Familien ab. Flaig rechnet deshalb auch im kommenden Kindergartenjahr mit Engpässen und Wartelisten in Schramberg-Tal.

Schwierige Vorhersage
Die Prognosen für die Kinderzahlen, die einen Krippen- oder Kita-Platz benötigen, seien schwierig. Die Zahlen würden mehrere Faktoren beeinflussen, schreibt Flaig. Dazu gehören etwa gesellschaftliche Entwicklungen, wie die wirtschaftliche Lage und die Erwerbstätigkeit von Müttern. Neue Wohngebiete, aber auch der Zuzug geflüchteter Familien beeinflussten die Zahlen.
Trotz dieser Unsicherheiten geht die Verwaltung von leicht sinkenden Zahlen in den kommenden Jahren aus. Wegen der wirtschaftlichen Lage gehe die Nachfrage nach U3 Plätzen „drastisch zurück“, hat Flaig beobachtet. „Das ist normal, wenn die Wirtschaft schlecht läuft.“
Um die erforderlichen Plätze bereit zu stellen, möchte die Stadt in der Talstadt das Angebot erweitern. So könnte am Heilig-Geist-Kindergarten eine Betreuung bis 16 Uhr wieder gewährleistet werden.
In Sulgen werde in der umgebauten Kirchplatzschule eine weitere Krippengruppe für Entlastung sorgen. Das Spielangebot bis 16 Uhr in den Kitas Oberreute und Eckenhof habe sich bewährt, die Stadt möchte es fortführen. Das Modell gehe zwar zu Lasten der Qualität, aber so könnten Schließungen wegen Personalmangel vermieden werden.
Waldmössingen werde im Kindergarten St. Josef sowohl bei den Krippen- als auch bei den Kitaplätzen freie Plätze anbieten können. Auch in Tennenbronn seien Kitaplätze verfügbar.

Kitas kosten zehn Millionen Euro pro Jahr
Die Betriebskosten für die Schramberger Kindertagesstätten lagen laut Flaig im Jahr 2023 bei etwa 10,3 Millionen Euro. Davon trug der Steuerzahler den Löwenanteil: Die Stadt 45 Prozent, das Land über einen Zuschuss 30 Prozent. Die Träger, also die beiden Kirchen und der Stiftung LFA, übernahmen 2,5 Prozent. Die Eltern zahlten etwa 13 Prozent.
Flaig wies auch auf die hohen Investitionen hin, die Schramberg für die Kindergärten leiste, nämlich etwa drei Millionen Euro im Jahr 2024.

Schulreife durch Zusatzförderung
Ein wichtiger Bereich sei die Sprachförderung. Es gelte, die Kinder schulreif in die Grundschule zu schicken. Wenn bei einem Kind Sprachförderung nötig sei, werde es bis zu vier Stunden pro Woche gefördert, entweder in der Kita selbst oder die Kinder gehen in die Grundschule.
Besonders in den Talstadtkindergärten ist der Anteil der Kinder hoch, bei denen in der Familie überwiegend nicht Deutsch gesprochen wird: Seilerwegle 75 Prozent, St. Maria 62 Prozent, Don Bosco 59 Prozent. Deshalb soll es im kommenden Jahr an den Kitas Don Bosco und Seilerwegle und an einer Kita in Sulgen je eine Gruppe geben, in der die Kinder nach einem neuen Konzept sprachlich gefördert werden sollen.
Auch die Inklusion von Kindern mit Behinderungen beschäftige die Kitas mehr und mehr, berichtete Flaig. Es dauere oft ein Jahr, bis die richtige Diagnose gestellt sei. Das bedeute „einen deutlich höheren Mehraufwand“ in den Kitas, um diese Kinder angemessen zu betreuen.

Lage wieder besser
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr fand, es sei „Musik in unseren Ohren“, wenn man erfahre, dass die Stadt den Rechtsanspruch erfülle. Sobald der Kindergarten in der Kirchplatzschule fertig sei, könne man „durchatmen“. Auch die Teams seien bis auf das des Seilerwegles wieder normal besetzt.
Stadträtin Sabine Haas (CDU) sprach von einer guten Lage. Es sei erfreulich, dass die Öffnungszeiten wieder im Normalbereich seien. Sie erkundigte sich nach den Tagesmüttern und nach offenen Stellen bei der Stadt.
Die Tagesmütter würden nach wie vor nachgefragt, antwortete Flaig. Die Nachfrage nach den längeren Öffnungszeiten sei zurückgegangen. Die Personalsituation bleibe “angespannt“, so Flaig. Der Fachkräftemangel sei einfach da. Es werde nicht mehr so gut wie vor fünf Jahren. Bis auf eine Gruppe sei man aber personell gut aufgestellt.
Der Ausschuss hat dem Kindergartenbedarfsplan schließlich zugestimmt.